Allgemeine Charakteristik:
Der Sieg des Christentums über den heidnischen Römerstaat, der durch das von Mailand aus erlassene
Toleranzreskript (§13) deutlich in Erscheinung trat, führte sehr bald günstige Vorbeding- ungen für ein Aufblühen der kirchlichen Literatur und Wissenschaft herauf. Wir treten in die Zeit der
großen Kirchenväter ein. Innerhalb der so begründeten Reichskirche übernahmen die Kaiser schon seit Konstantin die Schutzherrschaft, die jedoch nichts anderes als die Grundlegung des
Staats- kirchentums (Cäsaropapismus) bedeutete. Frei von äußerem Druck, konnte nun die Kirche ihre neuen Gedanken und Kräfte zum Segen der Welt (Missionierung von Ländern außerhalb des Römischen
Reiches) entfalten und ausbreiten, namentlich in der Reform der Gesetze und in der Fürsorge für die Armen und Leidgedrückten. Durch die neue Freiheit und die vielen theologischen Kämpfe
wurden die kirchliche Wissenschaft (hervorragende Rhetoriker, hohe meisterliche Bildung vielerorts) und die literarische Produktion mächtig angereg. Gleichzeitig kam es zur Verflachung des
religiösen Lebens und zu erbitterten Glaubenskämpfen (mannigfaltige Formen der Häresie).Kaiser und Kirche aber griffen, um die gefähr- dete Einheit der Kirche zu retten, in dieser Zeit zu dem Mittel
allgemeiner Konzilien das die frühere Zeit nicht kannte; ihre Beschlüsse galten fortan als die unverrückbare Grundlage der späteren Theologie.
|