Heilige Engel
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Einführung: Engel-Ikonen

Um die Bedeutung der Engel ( griechisch angelos =Bote, Sendboten Gottes, Verkünder und Verbreiter der göttlichen Offenbarungen) insbesondere innerhalb der Ostkirche zu verstehen, muss man jegliche
süßlich – sentimentalen Engelvorstellungen, die allenfalls für Kinder und manchen Erwachsenen (Rettung aus Notlagen) als Schutzengel auftreten, beiseite stellen.
Ebenso haben die pausbäckigen Bübchen-Engel oder Putten, die in der Nachfolge von Raffaels Sixtinischer Madonna im Barock ganze Kirchen fröhlich bevölkerten, damit auch nichts zu tun. Die Engel, die über den bloßen Wortsinn (Bote), das Verständnis nicht erschließen, sind vielmehr Mittler- wesen zwischen den himmlischen und irdischen Daseinsformen und dabei so weit entfernt und über der menschlichen Welt angesiedelt, dass sich eine Schutzengel-Romantik schon von dorther verbietet.
Überdies sind sie, die körperlos und doch geflügelt auftreten, geistige Kräfte so stark wie Feuer und Licht, ausgestattet mit göttlicher Macht, die sie brauchen im Kampf gegen das Böse.
So ist auch verständlich, dass Engel auf den Ikonen nicht selten als Krieger dargestellt werden. In der Ostkirche stehen sie Gott näher als die Heiligen, da sie von Anfang an göttliche Wesen sind. Sie bilden ihrerseits, Teil der den gesamten Kosmos umfassenden Hierarchie, eine eigene Engelshierarchie, die besonders von Dionysios Areopagites im 6.Jhd. entwickelt wurde, der mehrere Hierarchien und Engelschöre unterschied (die Ostkirche teilt die Engel nach dem Vorbild der Rangordnung am Kaiser- hof von Byzanz in eine überirdische Hierarchie ein). Seine Vorstellungen fanden über seinen Schüler Paulus auch Eingang in das Ikonen-Malbuch vom Berge Athos.

An der Spitze stehen acht Erzengel, von denen die Heilige Schrift Michael, Gabriel und Raffael namentlich nennt. Erzengel Michael ist der Anführer der Himmlischen Heerscharen, Gabriel der Verkündigungsengel und in der Schutzengel-Rolle sowie Raffael der Heils- und Erlöserengel. Gemeinsam dargestellt symbolisieren die drei Erzengel die Alttestamentarische Dreifaltigkeit. Zu den Engeln gehören auch die Chöre der Cherubim (flammend und vieläugig) und Seraphim (Vielflügelig, meist mit sechs Flügeln dargestellt), sie helfen den himmlischen Mächten, umschweben den Thron Gottes, deshalb sind sie auf Ikonen oft in einer Mandorla oder direkt um den Thron des Allherrschers zu finden.
Die Cherubim spielen außerdem eine wichtige Rolle in der orthodoxen Liturgie, wo ihre symbolische Anwesenheit durch den Kirchenchor repräsentiert wird, welcher singt: "Die wir die Cherubim geheimnisvoll darstellen und lebensspendenden Dreifaltigkeit den dreimaligen Hymnus singen, lasst uns alle irdischen Sorgen ablegen." (Russische Ikonen, Tatjana Högy)
Zur Kennzeichnung ihres Amtes tragen die Engel verschiedene Attribute, am häufigsten den sie als Boten ausweisende Stab. Sie werden dargestellt mit  Flügeln, Heiligenschein, dem Botenstab, mit Palmenzweigen oder mit Stirnband.
Siehe Geburt des Gottessohnes- Lk.2,8-15:

 "Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie und sie fürchteten sich sehr.
Und der Engel sprach zu ihnen:" Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird!...Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallen!"