Fachausdrücke und Stichworte - Kleines ABC der Ikonographie
- die Definitionen und Erklärungen sind nicht immer eindeutig - 
(Gründe: Übersetzung, Geschichte, Standort, Zweck, Sichtweise...)


Apokryphen -griech. Apokrypto = verbergen - im engeren Sinne: alle Schriften, die die griechische Bibelübersetzung über den hebräisch anerkannten Kanon hinaus aufnimmt; im weiteren Sinne: Werke der alten -einen katholischen Kirche-, die den im Neuen Testament enthaltenen Büchern verwandt sind. Da sie jedoch nicht als verbindlich und kanonisch in die Heilige Schrift aufgenommen  wurden, wird der Ausdruck auch im Sinne einer Abwertung, als nicht-kanonisch, benutzt.

Äon - Das kommende im Gegensatz zum gegenwärtigen Zeitalter. Die Äonen lehre steht im Zusam- Zusammenhang mit der Endzeiterwartung der Christenheit, wie sie besonders in den Apokalypsen  ihren Niederschlag gefunden hat. Nach dem Jüngsten Gericht wird das Neue Äon durch Gott heraufge- führt. Jesus Christus vereint beide Äonen in sich; jedoch wird im künftigen der Gegensatz zwischen Gegenwart und Zukunft aufgehoben und Gott alles in allem sein.   

Apokalypse - griech. Apkalypsis = Enthüllung, Offenbarung: Über Gottes Gericht, die Person Jesus Christus. Inhaltlich herrschen in allen Apokalypsen (Männer der Urzeit wie Adam, Henoch, Abraham, Mose oder der Exil zeit wie Daniel, Esra, Baruch oder wie in der christlichen Zeit Petrus, Paulus, Johannes)Visionsschilderungen vor, die im Unterschied zu prophetischen Visionen als Problem- Diskussionen zwischen dem Seher und Gott oder einem Interpretationsengel  gestaltet sind.
Darüber hinaus haben sie ermahnende, predigende Abschnitte (Paränese= Ermahnung),  die zum Ausharren in schweren Zeiten aufrufen. Die Aussagen sind oft durch eine geheimnisvolle Symbol- und Rätselsprache (Allegorie) verschlüsselt.

Assist - Dünne Goldschraffur zur Aufhellung im Gesicht, besonders bei Christus-Ikonen (nicht bei den "neuen oder Modernen Ikonen")

Aureole - Rundes oder mandelförmiges (s. Mandorla) Strahlenornament, das wie der Heiligenschein die Heiligen als heilig ausweist und sie gleichzeitig von der irdischen Welt trennt; vorzugsweise für Jesus Christus und Maria vorbehalten.

Basma - Verkleidung, die nur den Rand der Ikone bedeckt

Beschriftung Jede Ikone muss beschriftet sein. das ist keine formale Forderung, sondern ergibt sich aus dem Bildverständnis. Danach ist im Abbild das Urbild. Durch die Beschriftung wird dieser Zusammenhang gesichert. Eine nicht beschriftete Ikone würde auch zur Weihe nicht zugelassen, ohne wiederum eine Ikone nicht als liturgischer Gegenstand gelten kann.
Es gibt viele Arten von Beschriftung. Nicht alle sind gleich verbindlich. Dogmatisch unerlässlich ist es, die Personen durch ihre Namen klar zu identifizieren. Das gilt in erster Linie für Jesus Christus und für die Gottesmutter, aber auch für Engel, Apostel, Heilige, Propheten..
Besondere Vorgaben gibt es für die Beschriftung von Christusdarstellungen und Gottesmutter- Ikonen, diese müssen immer mit griechischen Buchstaben geschrieben werden, ansonsten gibt es für die Beschriftung keine sprachlichen Auflagen.
Texte auf Schriftrollen, Spruchbändern, im aufgeschlagenen Evangelienbuch sind in der jeweiligen Landessprache möglich.
Die meisten Ikonen sind allerdings in Altgriechisch oder in Kirchenslawisch beschriftet. Besonders im russischen Sprachraum hat sich in diesem Zusammenhang eine Kultur der Zierschrift heraus- gebildet, oft sehr phantasievoll und somit schwer entschlüsselbar.

Anm.: Die Ikonen im Ikonenzentrum (Selbstverständnis, Aufgabenstellung) sind bis auf die Jesus Christus-Ikone als "Pantokrator" (auch geweiht) bewusst nicht beschriftet, da es kein heiliger, geweihter Ort ist. Aus diesem Grunde sind auch die Gesichter der Heiligen usw. auf der Ikonostase (Bilderwand) nicht ausgemalt!

Bildtypen Es gibt schätzungsweise 8000-9000 Bildtypen, deren jeder seinen eigenen Namen hat. Diese auf den ersten Blick unüberschaubare Fülle verliert aber für den ordnenden Betrachter ihren Schrecken, sobald man sich die Themenkreise und Grundtypen vergegenwärtigt und nach deren zahlenmäßigem Anteil fragt. Wir können mit etwa 7000 bis 8000 Heiligen rechnen, die auf Ikonen dargestellt sind.
Jeweils etwa 400 unterschiedliche Darstellungen sind festzustellen bei Ikonen der Gottesmutter, bei biblischen Darstellungen und bei Sonderthemen unterschiedlicher Art. Die Einzeldarstellungen gehen über drei Dutzend und die Darstellung der Personen der Trinität über zwei Dutzend Möglichkeiten kaum hinaus. Nur schwer zugänglich und für uns auch von geringerem Interesse sind die Ikonenthemen, die aus der ostkirchlichen Legendentradition hervorgegangen sind, und die vielen Heiligen, von denen die Mehrzahl selbst innerhalb der Orthodoxie eine nur lokal begrenzte Bedeutung hat.
Grund-, Bildtypen - Themenkreise:
                    a) Die Trinität, Dreieinigkeits-Ikonen
                    b) Jesus Christus-Ikonen
                    c) Engel-Ikonen
                    d) Gottesmutter-Ikonen
                    e) Szenische Motive - Legenden -Festtagsikonen
                    f) Heilige - Propheten - Patriarchen - Kirchenlehrer

Chrysographie - Goldmalerei, wobei feine Gold streifen oder -striche mit den anderen Farben oder Fäden mitlaufen

Deesis  - Fürbitte beim Jüngsten Gericht: als Bildthema byzantinischer Herkunft und Zentralstück der Ikonostase. Die kleine "Deesis" beschränkt sich auf Jesus Christus in der Mitte, links Maria, Johannes rechts, beide in anbetender Haltung. Die große "Deesis" erweitert die Fürbitte zu einer ganzen Deesis-Reihe, auf der sich zu beiden Seiten Engel und Heilige und Johannes in bittender Gebärde anschließen.

Dusenka - Seelchen: Bezeichnung (russ.) für die in Art einer Wickel puppe gemalte Seele der Maria, die Christus auf der Ikone "Marienschlaf" im Arm hält

Eigenlicht - Dieser u.a. von Onasch,K. (Ikonen, Bertelsmann, Gütersloh 1961) verwendete Fachaus- druck soll den Unterschied zwischen Naturlicht und dem Licht der Ikone bezeichnen, dessen Quelle vom Urbild, also gewissermaßen von innen ausgeht und dem Naturlicht übergeordnet ist.

Emmanuel   - Auch Immanuel; einer der vielen Namen Jesus Christi; auf Grund von Jesaja 7,14 wird Jesus Christus  in Mt. 1,23 Immanuel genannt, weil in Ihm "Gott mit uns" ist.

Enkaustik  - Maltechnik auf Wachs: Erhitzte Wachsfarben wurden auf andere Wachsschichten ein- geritzt oder aufgetragen, vornehmlich bei der Mumienmalerei verwendet...Erste "Ikonen-Malerei" ab dem 3. vor allem 5./6.Jhd..

Eitempera - Farbe der russischen "Ikonenmalerei", in der keine Ölfarbe verwendet werden darf. Grundsubstanz: Erdfarben plus Eigelb.

Erzähl-Ikone - Bezeichnung für die ab dem 16.Jhd. in Russland aufkommenden Ikonen mit erzähl- endem, symbolischem und lehrhaftem Charakter, die sich besonders von den Porträt-Ikonen ab- heben. Sie zeichnen sich durch eine Vielfalt der auf ihnen dargestellten Szenen aus, was meist eine Klein- und Feinmalerei mit einschließt.       

Farben - Sie haben in der Malerei wie in der Ikonographie neben ihrer ästhetischen Qualität einen Symbolwert. Die ästhetische Qualität der Farben ist bei der Ikone allerdings zweitrangig, wenngleich eine gut "gemalte" Ikone natürlich in ihrer farblichen Komposition stimmen wird...Nicht die Farbe als solche ist das Symbol. Symbol wird sie erst durch den deutenden Zusammenhang, in den sie durch
Glaubens-, Gesinnungs- oder Kulturgemeinschaft gebracht wird. Diesen Deutungszusammenhang muss man als Betrachter kennen.
Von daher gibt es auch keine einheitliche Farbsymbolik. So lässt sich mit allen Vorbehalten nur einiges Allgemeine über die wichtigsten Grundfarben in der Ikonographie (Ikonenmalerei)
sagen:

   
Purpur ist die Farbe göttlicher und königlicher Macht und Würde. Im gleichen Sinne zeigen auch die Ikonen Jesus Christus und Maria in purpurnen Gewändern...

  
Rot gilt als Symbolfarbe für Leben und für Blut, für Feuer, Krieg und Gewalt. Es bringt also das erlösende Opfer Jesus Christi und das Blutopfer der Märtyrer zum Ausdruck...

  
Blau ist eine geheimnisvolle, tiefe und schwebende Farbe. Es ist die Farbe des Himmels, des Himm- lischen und der Unendlichkeit...Es steht für Wahrheit und Treue (Vertrauen), beides Prädikate des Gottes, auf den wir uns verlassen können...

  
Grün , ist Komplementärfarbe zu Rot, hält die Mitte zwischen Gelb und Blau, ist also eine mittlere und eine vermittelnde Farbe. Sie verkörpert das grünende Kleid der Erde nach Trockenheit oder Winter, das Jugendlich-Vitale, das Wachsen und den Triumph über den Tod, damit auch die Hoffnung auf neues Leben und Auferstehung...

  
Braun wird im Osten als die Gegenfarbe zu Blau verstanden. Dem Immateriellen, Schwebenden, Geistigen und Transzendenten des Blau ist im Braun das körperlich Dichte, das erdhaft diesseitige, das irdisch Menschliche entgegengestellt...

  
Dunkelbraun/Schwarzbraun deutet Absage an die Welt, Entsagung, Buße, Askese an. Es ist die Grundfarbe vieler Mönche und Asketen...

  
Weiß wird als "dem göttlichen Licht verwandt" bezeichnet. In diesem Sinne repräsentiert Weiß auch auf den Ikonen (Farb-Grund der Ikonentafel) die überirdische Lichtwelt zugespitzt auf Gottes Herrlichkeit und auf seine Wahrheit, wie sie in Jesus Christus als dem Licht der Welt erschienen ist...So ist weiß darüber hinaus der Ausdruck für Reinheit, Unschuld, Glück, Heiterkeit, Freude, Güte, Demut und Buße...

  
Gold ist weder eine natürliche noch überhaupt eine Farbe, sondern ein Metall. Das Gold galt in der alten Welt als das Metall der Leben schaffenden und alles beherrschenden Sonne...ist somit selber Licht und unerschöpflicher Glanz. Gold repräsentiert also göttlichen Lichtglanz und Gotteswirklich- keit ("Eigenlicht", "Sendelicht" des Goldes)...Das Gold das auf den Gewändern Jesus Christus erscheint, bringt seine Gottmenschlichkeit zum Ausdruck...Aufgrund der Tatsache, dass Gold ein sehr teueres Material ist, wurden und werden Hintergründe, Nimben, und Aureolen ersatzweise auch in Gelb, in Weiß, in Blau und in Grün gemalt...-Gold versperrt vielen Betrachtern den Zugang zum Inhalt der Ikone. A.S.: Je goldiger, desto wertvoller = Kunstobjekt = kostbares Antiquariat (Fälschungen, Betrug sind die Folge)!
 

Formen - Gebärden - Gesten Neben den Farben sind die Formen tragende Ausdruckselemente der Ikone. Da Ikonen nicht subjektive Eindrücke dieser Welt wiedergeben, sondern objektiver Aus- druck einer transrealen Welt sein möchten, müssen auch die Formen eine Art "Vokabular" bilden, das von all denen verstanden werden kann, die sich der Botschaft der Ikonen aussetzen und verstehen wollen...
Alles, was auf der Ikone erscheint, ist Aussage: Körperhaltung, Physiognomie und Mimik, Gesten
und Gebärden, Kleidung, Kopfbedeckungen, Kultgegenstände, oft auch Landschaften, Tiere, Pflanzen, Architektur...Vieles setzt somit inhaltliche Kenntnisse voraus. Die Bedeutung ist wie eine fremde Sprache zu lernen - wie ein Kind, das die Wörter der Muttersprache in Lebenszusammen- hänge aufnimmt...Letztlich ist es leicht diese Sprache zu verstehen, da die Ikonen darauf abzielen verstanden zu werden und zumal ihre Formen in hohem Maße elementarisiert, typisiert und standardisiert sind..
Wesentlich für die Aussagen des Bildes sind vor allem die Gesten und Gebärden. Als Gebärden und Gesten gelten Bewegungen und Haltungen, die durch die Situation bedingt sind und die unbewusst oder unwillkürlich geschehen, die eine Kulturgemeinschaft in langer Tradition aufgebaut hat und allen Angehörigen dieser Gemeinschaft als selbstverständlich und natürlich gelten.
Einige Beispiele:
  
a) Gebärden: Begrüßungsgebärden, Gebärden der Klage und Trauer, Gebärde der Meditation, des Schweigens, Gebärden des Erschreckens, des Erstaunens und der Abwehr...
  
b) Gesten : Darstellungsgesten, Verkündigende Hoheitsgesten, Gebetsgesten, Fürbittengesten, Anbetungsgesten, Verehrungsgeste, Befehlsgeste, Lehrgeste, Verkündigungsgeste...

Frontalität - Prinzip der Darstellung von Heiligen im byzantinischen Stil

Hand Gottes  - Meist aus dem oberen Bildrand in der Ikone hervorgestreckte Hand in einer Teil - Aureole, so die Präsenz und Mitwirkung Gottes symbolisch ausdrückend. Mit dieser Bildlösung brauchte Gottvater nicht figürlich abgebildet zu werden. Auch in der westeuropäischen Kunst anzutreffen.

Himmelsquadrant Eine Symbolik für die Gottesdarstellung und das Mitwirken Gottes: Es ist ein
Himmelssegment das in eine der oberen Bildecken verlagert ist und aus dem die Hand Gottes
erscheint (drei Finger ausgestreckt (Hoheits-, Befehls-, Lehrgeste , Symbol der Dreieinigkeit)

Ikone  - griech. Eikon = Bild, Abbild, Urbild - Gleichnis, Ähnlichkeit, Persönlichkeit - Religiöses "Tafelbild" der orthodoxen (rechtgläubig -...bewahrt u.a. die Ikone) Kirche. Biblische Ereignisse mit kultischer Funktion werden entsprechend der Überlieferung  dargestellt ("bildlich niedergeschrieben" - nur wenige konnten lesen und schreiben)

Ikonodulen    - Bilderfreunde - "Bilderstreit" im byzantinischen Reich (726-843) Ikonoklasten  - Bilderfeinde    - Übermaß an Bilderverehrung im 7./8.Jhd. -s.o. - Christliches Bild (1.Gebot) = götzendienerische Praxis

Ikonographie  - griech. Bildbeschreibung -Sammlung und Deutung antiker Porträts - Beschreibung der Bildinhalte und Weitergabe und Verkündigung des Evangeliums- Festgelegte Vorschrift über Zeichnung und Struktur einer Ikone

Ikonostase - griech. Bilderstand, Bilderwand - Bezeichnung für die Bilderwand in der Orthodoxen Kirche, die den Altar- vom Gemeinderaum trennt - das Himmlische vom Irdischen ...geeint in Jesus Christus (Tür, Tor, Weg)- Ursprünglich eine einfache Steinschranke, ähnlich dem hier bekannten Lettner, wurde die Ikonostase besonders in Russland zu einer Wand ausgestaltet, die schließlich mehrere Meter hoch sein konnte. Drei Pforten, die den Geistlichen vorbehalten bleiben, führen zum Altarraum. Die Ikonostase ist fast völlig mit Ikonen bedeckt, die nach einem bestimmten Programm in verschiedenen Reihen angeordnet sind, so theologisches Anschauungsmaterial im besten Sinne darstellend: Die eine von Jesus Christus,  dem Sohn Gottes be- und gegründete lebendige Kirche.

Klejma - Randbilder  bei Heiligen-Ikonen, die meist Wundertaten aus dem Leben
des Heiligen zeigen

Kovceg - Die aus dem Malbrett herausgehobene vertiefte Malfläche (nicht bei den "neuen, modernen Ikonen")

Levkas  - Malgrund aus Leim und Kreide (nicht bei den "neuen, modernen Ikonen")

Liturgie  - Griech. Leitoyrgia = "Dienst", häufig offizieller Dienst (von Staats wegen)Leistung; Be- zeichnung für die christliche Gottesdienstfeier - jede von der Kirche angeordnete gemeinsam (notfalls auch privat) verrichtete Feier im Gebet und Handlung - "Sitz im Leben" - siehe jüdische - alttestament- liche Liturgie.

Lukasbilder  - Ur-Ikonen, die der Evangelist Lukas nach Überlieferung selbst gemalt haben soll und die als Proto-Typen für Muttergottes-Ikonen Geltung erlangten. Vor allem gehört dazu der Typ der Hodegitria. Es gibt Ikonen, die den Hl. Lukas als Maler darstellen. So ist er auch Schutzpatron der Maler geworden.

Mandorla    - Mandelförmige Aureole, die den Heiligen, meist Jesus Christus, umschließt -vgl. Aureole

Malerbuch   - Buch für "Maler" (Ikonographen) mit genauen Anweisungen über Vorzeichnung, Bildinhalt, Bildanordnung und Inschriften

Nimbus    - Heiligenschein

Oklad     - Metallverkleidung der Ikone, meist bis zum Körper der gemalten (geschriebenen) Heiligen- gestalt reichend.

Olifa   - Öl-Harz-Schicht, mit der die Ikone nach Beendigung des Mal - Schreibvorganges überzogen wird.

Omophorion  - Ist das über die Schulter getragene; ein etwa 4 Meter langer Tuchstreifen, der so über die Schulter geschlagen wird, dass er von vorn wie von hinten ein Gabelkreuz ergibt. Dieses Gewandstück ist ausschließlich den Bischöfen vorbehalten.

Orantenhaltung - Die Gebetshaltung in der Ostkirche, die sich an die in der Antike übliche anlehnt. Dabei sind Arme und Hände mit offenen Handflächen bittend erhoben, wie es am sinnfälligsten auf der Deesis - Reihe und der Muttergottes des Zeichens zu sehen ist. Die gefalteten Hände gehen auf einen germanischen Brauch zurück.

Palladium - Von Pallas Athene; deren mitgetragenes Bild sollte Schutz verbürgern. Im übertragenen Sinne: schützendes Bild oder Heiligtum. So ist z.B. die Vladimirskaja Palladium von ganz Russland.

Pantokrator  - Wörtlich griech. "Allherrscher" - Bezeichnung eines Jesus Christus-Ikonen-Typs, Jesus Christus auf dem Thron und in Herrscherpose zeigt. Oft als Kuppeldarstellung zu finden, auch auf der Ikonostase.

Plav - Schmelztechnik; dabei lässt man die übereinandergeschichteten Farben in der Weise mitein- ander verfließen, dass Durchscheinen möglich wird.

Perspektive Was bei den Ikonen besonders auffällt, ist die merkwürdige Perspektive, die in "unseren Augen nicht stimmt". Dies sollte uns zum Nachdenken anregen, statt dies als naive, unter- entwickelte Malerei abzutun. In unseren Augen stimmt dann ein Bild, wenn es nach den Prinzipien der Zentral- und Fluchtpunktperspektive konstruiert, gemalt ist, dh. alle Linien, die nicht parallel zur Bildfläche liegen, laufen in einem Fluchtpunkt, auf der Horizontlinie zusammen (bis zu drei Flucht- punkten, Eckansicht, Vogel-, Froschperspektive)..., dies wiederum hängt ganz allein vom Standort des Malers ab, was vom Raum und seinen Gegenständen auf dem Bild erscheint.
Dieses Verständnis von Malerei mit den in ihm enthaltenen Zwangsläufigkeiten lässt sich mit dem Selbstverständnis der Ikone nicht vereinbaren. In der Ikone, der Ikonographie stellt sich nicht die subjektive Erfahrungswelt des "Malers" dar, vielmehr wird in ihr zum Bild, was von Jenseits aller menschlichen Erfahrung als die Wirklichkeit Gottes in unsere Welt herein- scheint.
Man spricht hier und verwendet die "umgekehrte Perspektive", was allerdings so nicht richtig ist, d.h. die Linien fliehen nicht in die Tiefe des Raumes hin zu einem Punkt am Horizont, sondern sie kommen aus einem unendlich Großen und Weiten und zielen wie eine gerichtete Botschaft aus dem Bild heraus auf den Menschen, der vor der Ikone steht und sie anschaut.
Gleichzeitig schließt sie aber nicht in einzelnen Bildteilen - je nach ihrer Bedeutung- Elemente der Zentral- und Fluchtpunktperspektive aus. Man muss von daher von einer Bedeutungsperspektive sprechen, d.h. was im Sinne einer überindividuellen zeitlosen und objektiven Wahrheit groß und bedeutend ist, das soll auf dem Bild auch so erscheinen, in Szene gesetzt werden (s. auch Bedeutung des Lichtes =Sendelicht). Es gibt somit für den Ikonographen (Ikonenmaler) keinen festen Standort (unterschiedliche Perspektiven), der dem Betrachter aufgenötigt werden könnte.  Der Betrachter wird vielmehr durch die Komposition dazu aufgefordert, in das Bild hineinzugehen, darin herumzuwandern, sich Szene für Szene zu erschließen und das, was ihm gesagt wird, auf sich und in sich wirken zu lassen (Selbstmitteilung des Göttlichen).

Podlinik - Vorzeichnung, auch Vorzeichen-Mal-Schreib-Buch

Polychromie - Farbvielfalt; Technik des Malens, bei der jede Farbe, deutlich von der Nächsten abgesetzt, ihren Eigenwert behält.

Risa - Verkleidung der Ikone, die alles bis auf das Gesicht und Hände verdeckt

Sakralkunst - Sammelbegriff für alle religiöse Kunst im Gegensatz zu der weltlichen, der Profan- kunst. Diese Unterscheidung, in Westeuropa nötig, spielte im Bereich der Ostkirche so lange keine Rolle, als es keine Kunst außerhalb der Kirche gab. Offiziell wurde die Trennung zwischen Sakral- und Profankunst per Ukas (Befehl, Erlass) erst 1707 durch Peter den Großen verordnet.

Synaxis - griech. Zusammenkunft. Es ist die Zusammenkunft oder Versammlung aus Anlass einer Festfeier gemeint. Als Ikonenthema bekannt sind: "Synaxis der Gottesmutter", die ikonographisch verschiedene Elemente der "Anbetung der Heiligen Drei Könige" enthält, sowie die "Synaxis der Engel" mit Erz-Engel Michael oder Gabriel als Zentralgestalt.

Synode - griech.= wörtlich: der gemeinsame Weg; eine kirchliche Versammlung von Abgesandten aus mehreren örtlichen Bereichen, die als Entscheidungsorgane fungieren. Sie können beratende, gesetzgebende und auch leitende Funktion haben.
Der Ausdruck Synode wird gelegentlich wechselseitig mit "Konzil" verwendet: Die Zusammenkunft der Bischöfe und anderen kirchlichen Würdenträger zur Beratung und Beschlussfassung in kirchlichen, besonders dogmatischen und kirchenrechtlichen Angelegenheiten. Erstes ökumen- isches Konzil: Nikäa I -325 n.Chr. - Formulierung der Wesensgleichheit Jesus Christi mit dem Gottvater.

Sponki   - Bezeichnung für die manchmal an der Rückseite angebrachten Quer -
schieber oder Querleisten, die das Verwerfen des Holzes verhindern sollen
(nicht bei den "neuen, modernen Ikonen")

Tempera  - Art einer Farbe bzw. Malweise mit dieser Farbe. Dabei werden die Grundfarben, ur- sprünglich Erdfarben mit Eigelb und einer bestimmten Lösungsflüssigkeit (in Russland häufig Kvas) vermischt und schichtweise aufgetragen. Es entsteht eine leuchtkräftige, haltbare und matte Farbe. Bereits bei Ikonen des 6.Jhd. sind Temperafarben verwendet worden. In Russland sind Ikonen grundsätzlich  mit Tempera zu malen ("die Farben sind der Schöpfung Gottes entnommen").

Templon  - Griechische Bezeichnung für Ikonostase

Perspektive -Perspektive, die von Gott bzw. Jesus Christus ausgeht, Raumverhältnisse also auf ihn zurückleitet

Trinität - Dreieinigkeit - Dreifaltigkeit Die grundlegende und (gegenüber Israel und Islam) spezifierende christliche Glaubensaussage über die Dreifaltigkeit und Dreieinigkeit des einen Gottes:
Gottvater, Gottsohn und heiliger Geist (u.a. 1.Petr. 1,2)...hier stehen Gott, Jesus Christus und Geist in einem Segenswunsch nebeneinander. Von dort kommt es schließlich zur feierlichen Taufformel im (auf den) Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wie diese Einheit schließlich vorzustellen sei, blieb lange strittig und war immer Grund zu innerkirchlichen Auseinandersetzungen, die sich auch in der Ikonographie niederschlugen. Letztlich haben sich für die Darstellung zwei Grundtypen herausgebildet:
  
a) Der angelomorphe Typ = Engelsgestalt - drei Engel (s. Besuch bei Abraham und Sarah) - drei Personen in einem Gewand oder eine Gestalt mit drei Köpfen.

  
b) Der Anthromorphe Typ = Mensch-Gestalt. Gemeint sind die Versuche, aus biblischen Texten die Legitimation für menschengestaltige Darstellung der Trinität zu gewinnen: Gott, den Vater in Gestalt des "der Alten Tage" (nach Dan. 7,9) auf seinem Thron. Auf seinem Schoß sitzt Jesus Christus (Emmanuel), der präexistente Logos (das Wort wurde Fleisch- nach Jes.7,14), und hält in einem Medaillon die Taube, das Symbol des Heiligen Geistes (Joh.1,18)

Zweidimensionalität- Eine Seh-Weise, die die Räumlichkeit weitgehend ausschließt, so dass sich die Kunst auf die Fläche beschränken muss - Länge und Breite als einzige Dimensionen annehmend


Quellennachweis:
Russische Ikonen, Tatjana Högy , Die Bibel von A bis Z, Die Ikone,H.Fischer u.a.