Die Ikonostase ( griech. ikonostasis) - die Bilderwand
Ein eigenständiger und der
vielleicht wichtigste liturgische Baukörper der orthodoxen Kirche ist die Ikonostase (die Bilderwand, Trennwand). Sie trennt den als numinös erlebten Altarraum, der nur für Priester und Diakone
zugänglich ist vom Kirchenschiff, dem Kirchenraum mit den Gläubigen. Sie bildet also die Trennlinie zwischen himmlischer und irdischer Welt. Man nimmt zum einen an, dass diese
"Scheidewand" auf den "Vorhang" des jüdischen Tempels zurückzuführen ist, der den Altar vom weiteren Tempel-raum abschließt und zum anderen,dass sie sich aus den
frühchristlichen Chorschranken (cancelli) entwickelt hat. Sie entspricht dem Lettner in den gotischen Kirchen des Westens. Die komplizierte Entwicklungsgeschichte führt über viele Stationen.
So wurde diese Trennung, die ursprünglich aus Vorhängen bestand, allmählich zur festen Wand aus glänzend verarbeiteten hölzernem Rahmenwerk, in das in vier/fünf oder manchmal auch mehreren
Reihen die Ikonen eingefasst wurden. Mit der Endform der orthodoxen Liturgie gewann auch die Ikonostase etwa im 14.Jhd. ihre endgültige Gestalt. Sie blieb in den Balkanländern relativ niedrig. In
Russland ragt sie hoch in den Kirchenraum hinein. Als letzter Hinweis auf die Vorhänge im jüdischen Tempel befindet sich oben in der Tür meistens noch eine Gardine. Rechts neben der
Königstür oder königlichen, heiligen Pforte wird meistens der Schutzheilige der jeweiligen Kirche dargestellt. Das wichtigste Stück der Ikonostase, die Deesis (Fürbittengruppe,griech. Bitte,
Gebet) oder auch Tschin genannt (russ. cin = Ordnung) Rangfolge),befindet sich über der Königstür ( mit den Bildern der Verkündigung und den vier Evangelisten).Die Deesis stellt zumeist den
thronenden Pantokrator (Allherrscher) Jesus Christus und Heiland der Welt in der Mitte dar, links die Gottesmutter Maria und rechts Johannes der Täufer = Vorläufer, beide in fürbittender
Haltung Jesus Christus zugewandt. Manchmal wird zwischen dieser Gruppe (die auch allein vorkommt = "kleine Deesis") und der Königstür Tür noch das Abendmahl dargestellt. Auf der
Seite links und rechts stehen die Erzengel, Apostel, Heilige (Märtyrer, Große Wundertäter, Kirchenlehrer). Der Tschin veranschaulicht die Fürbitten der Kirche für die Sünden der Welt. Die irdische
Gemeinde hat so ständig vor Augen, was in der himmlischen Welt für sie geschieht. Über dem Tschin stehen die zwölf wichtigsten Feiertage der Kirche (11) oft durch weniger wichtige erweitert. Die
Feiertage, die in der orthodoxen Kirche als die "Perlen der göttlichen Dogmen" verstanden werden, bringen die wesentlichen Stücke orthodoxer Lehre zum Ausdruck. Sie stellen also eine
Art gemalten Kathechismus dar. über der Reihe der Feier- oder Festtagsikonen ist die Reihe der alttestamentlichen Propheten (12), die sich in je eigener Gebärde einem Bild der Menschwerdung Gottes
zuwenden, nämlich der Muttergottes des Zeichens (Znamenie), die für die Erlösungserwartung der alttestamentlichen Kirche steht. Die oberste Reihe stellt die Vor-, Stammväter von Adam bis Mose
dar (13), zentriert um die Heilige Dreifaltigkeit oder um die Kreuzigung. Die Bilderwand unterhalb des Tschin ist neben der Königstür noch von zwei Türen -links und rechts davon- durchbrochen.
Die in diesem Bereich angebrachten Ikonen folgen keinem so streng verbindlichen Schema. Sie sind auf den Charakter der Kirche und auf die örtlichen Gegebenheiten und Traditionen abgestimmt.
Dieser Bereich zwischen den Türen wird als "Verehrungsreihe" zusammengefasst, weil diese Ikonen den Gläubigen, dem Volk zugänglich und erreichbar sind und so unmittelbarer
Gegenstand der Verehrung.
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