Ikone und Alltag


Obwohl der Ort der Ikonen die Kirche ist, gehören Ikonen  zum Alltag und zum Haus eines jeden orthodoxen Gläubigen. Jedes orthodoxe  Haus hat seine Ikonenecke mit der "kleinen Deesis" und dem Schutz- oder  Namenspatron der Familie und Kerzenlicht ("Jesus Christus, Licht der  Welt...", Hinweis auf den "Herrgottswinkel" in frommen  römisch-katholischen Familien). Diese grüßt auch der eintretende Gast  zuerst, ehe er sich den Gastgebern zuwendet. Der Täufling erhält bei seiner  Taufe eine Ikone seines Namenspatrons. Bei der Hochzeit segnet der Vater der  Braut das junge Paar mit der Ikone, die diesem hinterher geschenkt wird. Beim Begräbnis wird dem Toten die Ikone vor angetragen.
Vor der Ikone wird auch geschworen. Meist ist es üblich, die Ikonen im Haus mit Vorhängen  auszustatten
(Hinweis: siehe jüdischer Tempel). Diese Vorhänge zieht man zu,  wenn sich im Raum Dinge ereignen, die den Ikonen besser vorenthalten bleiben  sollten. Kirchliche Lehre und Volksfrömmigkeit stimmen zu keiner Zeit voll  überein.
 

Deesis (griech. Fürbitte, Gebet) Ikone
Diese Ikonendarstellung Fürbitte beim Jüngsten Gericht als Bildthema ist byzantinischer Herkunft und Zentralstück  der Ikonostase. Die "kleine Deesis" hier beschränkt sich auf Jesus Christus ,  als Pantokrator, Allherrscher und Weltenrichter in der Mitte, zu dem sich  links davon die Gottesmutter Maria und rechts Johannes der Täufer  ("Vorläufer" des Gottes Sohnes), beide in betender Haltung - als Fürbitter  der Menschheit - zuneigen.

Kern der Ikonostase,
die Ordnung mit Christus in der Mitte

(Maria-Jesus-Johannes d.T.)
 

Die "große Deesis" erweitert die Fürbitte zu einer  ganzen Deesis- Reihe, auf der sich zu beiden Seiten die Anzahl der Fürbitter  um Erz-Engel, Apostel und Heilige der Muttergottes und Johannes dem Täufer in  bittender Gebärde anschließen.
Ihr Tun soll den Betrachter zu gleichem Tun  anregen; die Ikone will also auch
eine pädagogische Wirkung ausüben.