Der heilige David

Zu Bethlehem im Stamme Juda lebte Isai oder Jesse als Vater einer stattlichen Schar von acht Söhnen. Er war Nachkomme der Moabitin Ruth, die einst für ihre treue Anhänglichkeit an die Schwiegermutter Noemi Aufnahme in das Bundesvolk Israel gefunden hatte. Zu ihm kam der letzte Richter Samuel, nachdem er schweren Herzens den ersten König Saul aufgegeben hatte und da dessen Sohn Jonathan nicht die Hand nach der Königskrone ausstreckte (das war der Bann des göttlichen Willens, der auf ihm lag, er wurde zum engsten Freund Davids), veranstaltete er mit den Ältesten des Ortes in seinem Hause eine Opfer feier.
Dabei wollte Gott ihm einen der Söhne des Gastgebers als den zukünftigen König Israels offenbaren. Keiner der anwesenden stattlichen, älteren Söhne sollten es sein: Es war der jüngste, der von der Herde auf dem Felde hereingerufen werden musste, es war David, das ist "Liebling selten sonst in Israel”. Samuel salbte ihn, den kommenden König, mitten unter seinen Brüdern...
Selbst mehrere Beweise seiner Tatkraft und heldenhaften Kriegsführung (Kampf gegen den Riesen Goliath und mehre- re Male gegen die Philister) veranlassten nicht König Saul David zu seinem Nachfolger zu ernennen -im Gegenteil, er verfolgte ihn und David musste außer Land. Erst nach der Erfüllung des herben Schicksals an Saul- Tod in der Schlacht gegen die Philister - konnte David seinen göttlichen Anspruch auf den Königsthron durchsetzen.
Die Häupter des Stammes Juda (am Berg Hebron) salbten ihn zum König.
Davids Lebens- und Charakterbild ist das bunteste, das sich denken lässt. Der kleinste im Hause seines Vaters, wurde der größte in ganz Israel. So nahe sein Geburts- und Sterbeort beisammen liegen, stehen sie doch voneinander ab wie Hütte und Palast. Als Knabe führte er Hirtenstab und Schleuder, als Mann Schwert und Szepter. Heimlich wurde er zum König gesalbt, im vollen Lichte der Geschichte führte er das Königtum zur höchsten Stufe...den König hatte er zum Feind, den Königssohn zum engsten Freund...
So führte ihn Gott durch ein Leben voller Gefahren und Schicksalsschläge, jahrelanger Kämpfe und kurzer Ruhe zu dem hohen Ziele, der Begründer eines Königs- und Erlöser- geschlechtes zu sein.
Diese seltene Seele hatte herrliche Anlagen, klaren Natursinn und edlen Kunstsinn, musikalisch-dichterisches Talent, tiefe Frömmigkeit und hohen Heldenmut und gleichzeitig schlum- merte unter leichter Decke heiße Sinnlichkeit und heftiger Trieb, die ihn in die niedrigsten Leidenschaften hinüber- spielen konnten.
Verschiedensten Frauen schenkte er seine Liebe, an zahl- reichen  Kindern hatte er Trost und die größten Sorgen. Die liebsten Stunden in seinem viel bewegten Leben aber waren es, wenn er zur Harfe greifen und Psalmen erfinden, wenn er in Gebet und Lied sich in Gott versenken konnte...und so die Leiden des Erlösers im Heiligen Geiste schauen und voraus- erleben konnte. Das hat ihn, diesen Großen des Alten Bundes, zum leiblichen und geistigen Stammvater des Erlösers gemacht.
David starb bereits im 70.Lebensjahr. Er fand sein Grab in Sion, der Davidsstadt auf dem Osthügel südlich des Tempels in Jerusalem. Heute ist das Davidsgrab unter dem Abend- mahlsaale eines der Heiligtümer der mohammedanischen Welt.