Prophet Jeremias

In dem Priesterstädtchen Anathoth im Gebiete des kleinen Stammes Benjamin, heute das Dörfchen Anata kaum zwei Wegstunden nordöstlich von Jerusalem, ist Jeremias um das Jahr 650 v.Chr. als Sohn des Priesters Helkias geboren. Er stammte also aus einer Priesterfamilie, die nicht mehr zu den besonders angesehenen und vornehmen Priestergeschlechtern gezählt haben wird, selbst wenn es das des Hohenpriesters Abjathar war, den Salomon dorthin verbannt hatte. Der Glanz der ersten Königszeit war längst verblichen...Noch stand Jeremias im Jünglingsalter von 24 Jahren, als er im 13.Jahr der Regierung des Königs Josias, also im Jahre 627, ein Erlebnis hatte, das tief in sein Inneres einschnitt und seinem Leben fortan Richtung wies: Die Berufung zum Prophetenamt, das seiner so stillen und zurückhaltenden Natur aufs Heftigste widerstrebte.
Es war Gesicht, keine packende, sinnliche Wahrnehmung, keine feierliche Theophanie, es waren einfache konventionelle Worte: "Das Wort des Herrn erging an mich!"...und er stammelte zaghaft: "Ach, Herr, ich kann reden, ich bin ja noch so jung."
Schon dass ein junger Mann vor 30 Jahren auftrat, war damals auffällig...Aber die Jugend und die eigene Schwäche sollten durch Gottes Stärke ersetzt sein...Und damals muss es schon gewesen sein, dass Gott ihm verbot, ein Weib zu nehmen und Kinder zu haben. Denn mit seinem ganzen Leben musste Jeremias seinem Volke der Unglücksprophet sein... Er musste die Verödung des Landes, das Hinsterben seines Volkes vor- aussagen, denn das Volk trieb noch allenthalben neben seinem Gottesdienst den alten heidnischen Höhenkult...Trotz allem Schmerz, Leid, der Anfeindungen bis zur Geißelung, die ihm widerfuhr, Jeremias blieb standhaft im Glauben.. Gott hielt
stets seine schützende Hand über dem Propheten und seinen Schreiber Baruch (der Gesegnete).
So musste Jeremias im hohen Alter noch sein Heimatland verlassen. In Ägypten selbst, vor den Toren eines Amtshauses des Pharao in Tachpanches bei Heliopolis, musste er auf Gottes Befehl Steine in den Boden senken und weissagen, darüber werde der König von Babylon noch sein Zelt aufschla- gen. Alle seine Weissagungen des großen Propheten erfüllten sich.
Der Ölbergstunden gab es in  seinem Leben viele, der Tabor- stunden kaum eine...Nach fast vierzigjährigem Wirken stieß er auf noch größeren Unglauben als am Anfang. Scheinbar alles umsonst.
Aber der Unverstand seiner Zeitgenossen hat seine Worte nicht zum Verstummen gebracht. Sie klingen fort durch Jahrtausende bis in unsere Gegenwart. So hat er den Erlöser vorausgelebt und ist zum messianischen Propheten geworden...über sein Ende gibt es Legenden...bis hin zum Tod durch Steinigung durch seine Landsleute in Ägypten...