Die heiligen Wundertäter Boris und Gleb

Die Ikone mit der ganzfigurigen Darstellung von Boris und Gleb ist eine der frühesten der erhalten- en Denkmäler dieser Ikonographie. Die Fürsten Boris (?-6.August 1015) und Gleb (?-18.September 1015), Söhne des Großfürsten Wladimir, waren die ersten russischen Heiligen, die von der russischen und byzantinischen Kirche kanonisiert wurden (vor 1035). Sie galten in der Russland als Märtyrer, da sie von ihrem Halbbruder ermordet worden waren, der dafür den Beinamen "der Verfluchte" erhielt. Boris und Gleb waren die Beschützer fürstlicher Gefolge.
Da Wladimir bis zu seinem Tode keinen seiner Söhne zum alleinherrschenden Nachfolger auf dem Kiewer Thron bestimmt hatte, gab es auch kein geschriebenes Gesetz zur Regelung der Erbfolge. Allenfalls hatte das sogen. "Senioratsprinzip" eine gewisse Geltung. Jaraoslav als ältester befand sich beim Tode Wladimirs im weit entfernten Nowgorod; so konnte Svjatpolk, ein Stiefsohn Wladimirs den Thron vereinnahmen, wobei er mit dem Wider- spruch der leiblichen Söhne rechnen musste. Unmittelbar fühlte er sich dabei durch Boris ge- fährdet, der zu diesem Zeitpunkt über die Heeres- macht seines Vaters verfügte, da er zum Schutz der Grenze gegen ein Nomadenvolk im Süden des Landes ausgezogen war. Svjatopolk lässt den Heimkehrenden ermorden und ebenso wenig später dessen Bruder Gleb. Erst 1019 besiegt Jaroslav nach mehreren Kämpfen den Stiefbruder und nimmt den Thron ein...
Mehrere altrussische hagiographische und litur- gische Werke befassen sich mit der erzählenden Darstellung der Lebens- und Leidensgeschichte der heiligen Brüder Boris und Gleb (mit Taufnamen Roman und David). In dem Bestreben, Geschichte vor allem als Christliche Heilsgeschichte darzu- stellen, vermitteln sie uns nicht die Kenntnis bio- graphischer Daten, sondern bezeugen vor allem die Glaubenshaltung, die das Handeln der Heiligen be- stimmt. Es wird deutlich, dass Boris und Gleb nicht lediglich Opfer eines politischen Mordes geworden sind, sondern um des ewigen Heiles willen im Vollzug der Nachfolge Christi bis zur völligen Selbstaufgabe bewusst den gewaltsamen Tod auf sich nahmen. Jaroslav der Weise fördert die Verehrung seiner im Martyrium gestorbenen Brüder. Ihre Verehrung blieb nicht auf die russische Kirche beschränkt (Böhm. Kloster = Reliquienpartikel, 1200 eine Ikone der beiden in der Hagia Sophia, Konstantinopel). Die Lobpreisung am Ende eines Chronikberichtes erhebt die Heiligen Boris und Gleb zu Schutzpatronen des russischen Volkes als Bewahrer des Friedens und Helfer in Kriegsnot.